Pirates of the Pervertean

Pirates of the Pervertean

Pirates of the Pervertean

Schon in der Schule, wenn ich träumend auf den harten Stühlen saß und diese ganze absurde Motivation oder das Desinteresse vor mir sah, hatte ich mich gefragt, was ich denn überhaupt will. Einige Menschen wissen das und viele wissen das nicht, und machen trotzdem irgendetwas. Ich konnte oder wollte das nicht und begann zu reisen, um auch etwas zu tun. Dabei ist es eine Ausrede. Eigentlich sitzt man die meiste Zeit an einem unbestimmten Ort und verbringt die meiste Zeit gerade mit dem Nichts.

Diese seltsam wahren und kitschigen Gedanken gingen mir neulich durch den Kopf, als ich auf einem mittelgroßen Boot langsam den Mekong hinab schipperte. Die Reise von Vietnam nach Laos war eine Enttäuschung gewesen. Was im Internet als Höllentour verschrien oder angepriesen wurde, entlarvte sich als Busfahrt auf mäßig guten Straßen. Unser Minibus war keine Offenbarung, aber auch kein rollender Sarg. Ein Teil der Strecke in den Bergen war abgesackt und musste erst von einem Bagger von den Erdmassen befreit werden, aber dennoch gab es keine Aufregung. Alle warteten geduldig, Alltag.

Dabei hatte ich es mir so schön ausgemalt: Am Morgen schießt der Bus an unserer Hosteltür vorbei, wir müssen aufspringen, werden ein Stück mitgeschleift, können uns mit letzter Kraft in den Wagen ziehen und die Tür schließen. Dann im düsteren Schein der verdunkelten Fenster blicken wir auf unsere Mitinsassen: bärtige Männer mit gezückter Pistole auf dem Schoß, daneben zwielichtige Mönche, aus deren Umhängen gewaltige Macheten ragen. Riesen mit Jungfrauen auf dem Schoß. Auf zentimeterbreiten Bergwegen rast der Busfahrer mit 180 Sachen durch V-förmige Kurven. Wir springen auf und ab, nehmen 10 Meter hohe Abhänge in voller Fahrt und erhaschen im Rückspiegel einen kurzen Blick auf unseren Fahrer: In der einen Hand eine Kippe, mit den Füßen das Lenkrad umklammernd, ist ein wild masturbierender Makake für unsere Möglichkeit auf ein Restleben zuständig. An dieser Stelle wirft Lars ein, dass das doch unrealistisch sei und überhaupt. Ich schäme mich: Natürlich…, ein blinder Schimpanse bedient routiniert Gas- und Bremspedal und der Fahrer und sein nichts sehender Assistent üben sich in interrassischen Kamasutrastellungen.

Wie so oft sah die Realität anders aus. Und während der nächsten Tage, ganz langsam, reifte in mir ein Plan. Ich sah ein unglaublich fettes Schwein am Wegesrand nach Fressen suchen. Ein riesiger Wasserbüffel blickte mich überlegen an, nicht ahnend, dass ich ihn bald verspeisen würde. Ein fauler Hund lag in der Sonne und wurde unspektakulär überfahren. Und wo nun auf unserem Boot die Gischt in mein Gesicht spritze, blickte ich in meine Zukunft und sah endlich ein Ziel vor mir: eine wilde Piratentruppen von tierischen Mitstreitern und ich als Kapitän. Fette Schweine und fickende Affen, angefahrene Hunde und noch ungegessene Büffel. Bald sind wir zurück in Japan und ich kann mit der Rekrutierung beginnen. Wir werden die Küsten Hokkaidos und Honshus, Shikokus und Kyushus unsicher machen und schließlich die Welt beherrschen. Sollte jemand der das liest, jemanden kennen, auf den die Anforderungen zutreffen, so kann er sich gerne bei mir melden.


Already in school, when I sat on hard chairs dreaming and saw this whole absurd motivation or disinterest in front of me, I asked myself what I actually want. Some people know that and many don’t know it and yet do something. I couldn’t or didn’t want that and started travelling to also do something. However, it is an excuse. Actually, you’re sitting most of the time in an undefined place passing the time right with nothing.

These strangely true and cheesy thoughts crossed my mind recently while slowly shipping on the Mekong on a medium-sized boat. The journey from Vietnam to Laos has been disappointing. What had been declared or praised ‘hell road’ on the Internet, was unmasked to be a bus ride on so-so roads. Our minibus was no revelation, but no rolling coffin either. Part of the track in the mountains was sagged and had to be cleared by an excavator first, but there was no cause for alarm. Everyone was waiting patiently, routine.

Yet I had imagined it so nicely: In the morning, our bus rushes by our hostel door, we must jump on it, are dragged along and, with our last ounce of strength, pull ourselves inside the car and close the door. Then, in the dark twilight, we glance upon our fellow inmates: bearded men with pulled out guns on their laps, next to shady monks from whose coats loom huge machetes. Giants with virgins on their laps.

On centimetre-wide mountains roads, the bus driver rushes through V-shaped curves. We jump up and down, take 10 metre high slopes at full speed and shortly glance at our driver: A fag in the one hand, the steering wheel clenched with his feet, a wildly masturbating macaque is responsible for our possibility of a remaining life. At this point, Lars chips in that this was unrealistic and anyway. I am ashamed: Of course…, a blind experienced chimp is handling gas and brake pedal and the driver and his not-able-to-see assistant practise interracial Kama sutra poses.

How often reality looks different than that. And during the next days, very slowly, a plan grew inside of me. I saw an incredibly fat pig at the side of the road searching for food. A huge water buffalo gazed at me in a superior way, not knowing I would eat him up later. A lazy dog lay in the sun and was driven over unspectacularly. And as I was splashing the spume in my face on our boat then, I looked towards my future and finally saw a purpose: a wild pirate troop of animal companions and me as the captain. Fat pigs and fucking monkeys, struck dogs and yet uneaten buffalos. We’ll soon be back in Japan and I can start recruiting. We will render the coasts of Hokkaido, Honshu, Shikoku and Kyushu uncertain and eventually rule the world. If anyone who reads this knows somebody who these requirements meet up with, feel free to let me know.


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