Salaryman Bruns (reality)

Salaryman Bruns (reality)

Salaryman Bruns (reality)

Ich reiße die Augen auf und falle aus dem Bett. Irgendein furchtbarer Lärm dröhnt in meinen Ohren. Er scheint von allen Seiten auf mich einzuschlagen. Verwirrt drehe ich mich um die eigene Achse. Einmal, zweimal, vergesse mein Gleichgewicht und falle krachend gegen die Wand. Mühevoll versuche ich mich an irgendetwas zu erinnern und die Frage zu klären, wo ich gerade bin. Als die Decke endlich an den ihr zugedachten Platz zurückkehrt, schaue ich mich um: unsere Wohnung, so viel ist sicher. Klamotten über den Boden verteilt, ein Portemonnaie, Geld, ein aufgeklapptes Handy. Mit letzter Kraft robbe ich durch den Raum, werfe mein Handy gegen die Wand und das wirre Läuten verstummt. Nach einigen Minuten sitzenden Grübelns werde ich von einer tiefen Erkenntnis getroffen. Ich kämpfe mich in eine vertikale Position, renne taumelnd durch die Tür, falle erneut gegen die Wand und erreiche die Küche. Weißer Kaffee in die schwarze Tasse… Tassen Kaffee in die weiße Schwarze… Wie auch immer. Im Badezimmer blicke ich in den Spiegel, entscheide mich um, spule die Zeit zurück und blicke nicht in den Spiegel. Irgendeine Flüssigkeit fällt scheinbar auf mich nieder. Wasser. Sicher! Während ich versuche zu ermitteln, ob heiß oder kalt, erkenne ich unsere Dusche.

Nach weiteren platonischen Überlegungen sprinte ich keuchend aus der Wohnung Richtung Bahnhof, werde von einer unfassbaren Helligkeit überrascht, stolpere und falle wieder. Egal, Hose und Hemd, die ich irgendwo gefunden habe und offensichtlich mir gehören, erfreuten sich auch vorher nicht bester Sauberkeit. In der U-Bahn werde ich von einem älteren Mann skeptisch gemustert. Erstaunen, Verständnislosigkeit und auch Ekel glaube ich in seinem Gesicht zu erkennen. Verständlich. Immer wieder treffen mich kurze und furchtbare Erinnerungsblitze. Rote Lichter, Menschen, Bier, Tequila Buck, Cuba Libre, Rum Cola, Gin Tonic, Tequila Sunrise, Rum Gin, Whiskey Tequila. „Nein, nein… Natürlich nehmen wir nicht die erste Bahn… will schlafen… wo bin ich…?“

Hastend irre ich durch Straßen, finde ein Gebäude, gehe hinein, stottere „Jobinterview“ und werde skeptisch begrüßt. Zu spät. Natürlich. Während ich warte, verliere ich mich in wirren Betrachtungen über das Leben, nur durchbrochen von kurzen, heftigen Explosionen meines Kopfes. Um mich herum entdecke ich andere Menschen in Anzügen oder Kostümen und stelle fest, dass mein Vorstellungsgespräch bereits begonnen hat. Von weit oben sehe ich mich in meinem Stuhl. Ein lautes Lachen bricht aus mir hervor. Und wieder lese ich in den Zügen meiner Gesprächspartner: diesmal eindeutig Entsetzen, vielleicht Angst.

Ich finde mich auf der Straße, nur um mich gleich wieder zu verlieren. Ich weiß: Dieser Job gehört mir definitiv nicht. Zärtlich streicheln Sonnenstrahlen mein Gesicht, ich spüre den Herbst, warmer Wind, rieche tausend Dinge. Meine geschärften Sinne blicken in die Menschen, Falten verwandeln sich in Lebensgeschichten, alles so bedeutungsvoll. Ich erkenne den Sinn des Lebens, weiß, dass ich mich morgen nicht mehr daran erinnern kann und fühle mich doch wie ein erleuchteter Zen-Buddhist. Weder habe ich eine Ahnung, wo ich bin, noch was ich hier mache, doch bin ich sicher, dass im Moment nichts fehlt und ich alles habe!


I open my eyes and fall off the bed. Some terrible noise is hurting my ears. It seems to beat me from side to side. Confused, I turn around my axis. Once, twice, forget about my balance and bang against the wall. I achingly try to remember anything and to figure out where I am. With the ceiling returning to its designated place, I take a look around: our flat, that’s for sure. Clothes laying loosely on the ground, a wallet, money, a clamshell phone. Mobilising my remaining power, I crawl through the room, throw my mobile phone against the wall and the awful noise falls silent. After a few minutes of sat brooding, I am hit by a deep understanding. I force myself into a vertical position, run swaying through the door, bang the door once more and reach the kitchen. White coffee into the black cup… Cups of coffee into the white black. Whatever. Inside the bathroom I look in the mirror, re-decide, turn back the time and do not look in the mirror. Some kind of liquidity is falling down on me. Water. Sure! While trying to examine whether hot or cold, I recognise our shower.

Several platonic reflections later, I gaspingly run off the apartment towards the station surprised by an overwhelming brightness. I stumble and fall again. I don’t care, the trousers and shirt that I found somewhere and obviously belong to me, hadn’t been very clean before. Inside the metro, an elderly man observes me sceptically. I believe to read astonishment, a lack of comprehension and also disgust from his face. Reasonable. Every now and again, short but annoying memory flashes hit me. Red lights, people, beer, Tequila Buck, Cuba Libre, Rum Cola, Gin Tonic, Tequila Sunrise, Rum Gin, Whiskey Tequila. „No, no,… We surely won’t take the first train… wanna sleep… where am I?”

I hasten through the streets, find a building, walk inside, mumble “job interview” and am welcomed sceptically. I’m late, of course. While I’m waiting, I lose myself in bizarre perspectives about life interrupted only by short and heavy explosions in my head. Around me, I discover other people in suits or costumes and realise my job interview has already begun. From high above I can see myself on the chair. I’m bursting out with laughter. Once again I’m reading the facial expressions of my conversational partners: this time horror, for sure, maybe just fear.

I find myself on the street, only to lose myself again right after. I know: This job isn’t gonna be mine, definitely not. Sunrays caress my face gently. I can feel autumn, warm wind, smell a thousand things. My sharpened senses can see right inside the people, wrinkles turn into the stories of life, everything’s so deep. I uncover the meaning of life, know that I won’t be able to remember it tomorrow and still feel like an enlightened Zen Buddhist. Neither am I certain where I am, nor what I’m doing here. I am certain, though, that in this very moment I am missing nothing and have everything.


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