Kosmoprolet

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Das Arbeitsleben ist ein Hundeleben. Die Tage fangen auf einen Schlag viel früher an. Dazu die ernüchternde Erkenntnis: Wer Geld verdienen will, muss arbeiten.

Rush Hour in der U-Bahn, so zwischen 8 und 9 Uhr morgens. Ich verpasse den ersten Zug. Ich traue mich einfach nicht, meinen Körper dazuzuquetschen. Erleichterte Blicke auf Seiten derer, die sich vollständig vor Schließung der Türen im Innern des Zuges verstauen konnten.

Der nächste Zug soll mir dennoch Einlass gewähren. Gefühlt stehen hier auf engstem Raum tausende Menschen. Ein schmaler Korridor, in dem niemand redet, sich rührt oder sonst auffallen möchte. Neben mir steht ein Mann mit geschlossenen Augen und breitem Grinsen auf den Lippen. Er macht ein Gesicht, als schwämme er gerade durch ein Meer von benutzten Mädchenunterhöschen. Ich schaue auf die herab, die einen Sitzplatz ergattern konnten. Da sitzen in einer Reihe mindestens zehn Menschen, die eine Hälfte apathisch auf ihr Handy starrend, die andere Hälfte mit dem trägen Kopf an der Schulter des Sitznachbarn lehnend.

Nun, ich muss mir die Zeit vertreiben. Daher entschlüssele ich angestrengt die Hiragana und Katakana der allgegenwärtigen Werbeanzeigen. Mit mäßigem Erfolg. Irgendein Spaßvogel hat da diese unförmigen chinesischen Kanji reingemogelt, die mir ein angemessenes Verstehen unmöglich machen. Trotzdem ein Heidenspaß, für circa fünf Minuten.

Dann eine Kurve links, eine rechts und noch eine links. Einmal ordentlich durchgeschüttelt, geht ein Ruck durch den Abteil, und dennoch: Bis auf eine Frau, die kurz ihr Gleichgewicht verliert und der Schwerkraft erlegen einmal den Gang entlang, von festgewachsenen Anzugträgern absichtslos aufgefangen, mit fast unverschämter Gleichgültigkeit wieder festen Boden unter den Füßen erlangt, keine Reaktion.

Nur noch eine Station. Doch kurz vor dem Ziel lasse ich mir den neuen Passagierrekord selbstverständlich nicht entgehen. Man nehme einen optimistischen Japaner, der sein Hinterteil als Rammbock einsetzt. Zurückhaltung am Arsch. Da wird gepresst, was der Zug hält. Bis auf ein paar angestrengte Blicke, wen wundert’s, keine Reaktion.


Working life is tough life. From now on, the days start earlier. Together with the awareness: If you want to earn money, you’ll have to work.

Rush hour in the metro, around 8 to 9am. I miss the first train. I just don’t dare to squeeze my body inside. Relieved looks of those who could place themselves completely inside the train before the doors closed.

The next train allows me to enter, though. I felt as if there were a thousand people sharing too little room. A narrow corridor in which nobody talks, moves or wants to attract attention. Next to me, there is a man with closed eyes and a wide smile on his face as if he was just swimming through a sea of used girl panties. I look down on those who could grab a seat. There they sit in a row, at least ten of which the half is starring apathetically on their mobile phones and the other half is leaning their heavy heads on their neighbour’s shoulder.

Well, I have to kill some time. Therefore, I’m decrypting the hiragana and katakana of the advertisements that are basically everywhere. With average success. A very funny guy must have mixed in some of those bulky Chinese kanji making a reasonable understanding impossible for me. Still, such fun… for about five minutes.

Then a curve to the left, one to the right and to the left again. Well shaken, a jerk hits the compartment, however: Except for a woman losing her balance for a second, who is exposed to gravity and falling through the corridor while being stopped by some stiff salary men and indifferently standing on both feet again, no reaction at all.

Only one station left. But, close to my destination I cannot miss the new passenger record. Take an optimistic Japanese using his bottom as a battering ram. Squeezing and pushing till the doctor comes. Except for some strained looks, what a surprise, no reaction.


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