Leviathan

Leviathan

Leviathan

Und letztlich stehe ich dort und frage mich, wie es denn jetzt weitergehen soll, die Spitze ist erreicht und auf ein ungehörtes Kommando fließen Menschenströme wilden Schrittes an mir vorbei, in seltsamen Ganzkörperanzügen, übergroße Kondome in allen Farben: rosa, hellblau, grün, gelb, Hauptsache grell und stechend. Eine massive Wand aus Zirkusartisten, die auf mich zurollt, ohne Erbarmen, runter, nur schnell runter von diesem Berg. Das alles erschließt sich mir nicht, ich verstehe nicht: Immer noch erstrahlt am Himmel ein unheimliches Lichterspiel, das Berge aus Wolken und Berge aus Stein in einem absurden Spektakel mit tiefschwarzen Schatten und ungesehenen Farbtönen bewirft, und doch vibriert der Fuji unter einer davonstürmenden Menschenschar.

Nach einigen Augenblicken des Wartens und Zögerns und staunenden Schauens werde ich von der Masse davongetragen, einen steilen Hang hinunter, Schutt und Geröll und Staub aufwirbelnd und durch einen grauen Dunst voranschreitend. Der Weg ist mir unbekannt, was mir klar wird, als ich von dem menschlichen Bollwerk ausgespuckt werde und mich an einer Gabelung wiederfinde, an der ich mich entscheiden muss, ob ich mich auf ein Neues dem reißenden Strom ergebe oder in die einsame, unerforschte Landschaft voranschreite.

Mittlerweile steht auch die Sonne höher und der Aussicht auf Ruhe und einem stillen Genuss folgend, wähle ich den rechten Pfad. Plötzlich Euphorie. Im Lauschritt dem Horizont entgegen. Stolpernd und fallend und kriechend, um dann schnell wieder aufzustehen und jubelnd weiterzurennen, wie von Sinnen. In der Ferne Bergspitzen im Nebel, vorüberziehende Wolken, die sich leichtfertig dem Himmel ergeben. Und einen Moment weiß ich nicht mehr, ob der Fuji hinter oder vor mir liegt, und es ist mir egal.


Eventually, I’m standing here and don’t know how to proceed. We reached the peak and on unheard order a massive crowd is flowing next to me at fast pace. They wear strange body suits, enormous condoms in all colours: pink, light blue, green, yellow – flashy at all cost. The great wall of circus artists is approaching me without mercy, down, just down. I don’t understand all this: Spooky lights still try to brighten up the sky entirely. In spite of that, Fuji-san is vibrating under the feet of the storming crowd.

After a short moment of waiting, hesitating and stunning, I am carried away by the masses along a steep slope raising dust and stones. The path is new for me, I realise as I’m spit out by the wall of people. I find myself between two ways and I need to choose. Do I follow the masses or do I discover new ways?

The sun has found its way through the clouds now. Following my intuition, I choose for the right way. Falling and crawling, just to get up again and continue running. Euphorically, mountain tops covered in mist in the distance, clouds passing by, surrendering to the sky with levity. And for a moment, I don’t know anymore whether the Fuji is behind or in front of me. And it doesn’t matter.


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