Requiem for a Pumpkin

KR – Requiem for a Pumpkin

Requiem for a Pumpkin

Kommissar Riemenschneider hockt in seinem Keller. Im Lotussitz zelebriert er eine Totenmesse mit seinen Zierkürbissen. Seine Frau stampft über ihm auf dem Boden herum. Das ist ihre Art, ihm zu verstehen zu geben, dass das Essen fertig ist. Es gibt Kürbissuppe mit Stäbchen.

Sowohl der Zahn der Zeit, als auch die zermürbende Trostlosigkeit der deutschen Provinz nagen am Kommissar. Dabei gehen immer öfter die Pferde mit ihm durch und zu seiner eigenen Überraschung entdeckt er zunehmend japanische Verhaltensweisen an sich. In der Bahn schaut er jeden mit seinem vernichtenden Blick an, der während der Fahrt telefoniert. Im Restaurant hat er einen Kunden am gegenüberliegenden Tisch angebrüllt: „Wehe du tust da Soße auf den Reis, du alte Pottsau!“ Nur seine Müdigkeit hielt ihn davon ab, den Mann krankenhausreif zu schlagen.

Immer öfter denkt der Kommissar wehmütig an die Zeit in Japan zurück, besonders an die köstliche Episode, als ihm nach einem Besuch in einem amerikanischen Friss-so-viel-du-kannst!-Restaurant plötzlich furchtbar übel wurde. Um ein Haar hätte er sich in die vollbesetzte U-Bahn erbrochen. Hach, wie er die Amis verfluchte.

Die Kürbissuppe schmeckt dem Kommissar nicht. Seine Fähigkeit, mit Stäbchen zu essen, hat zudem stark nachgelassen. Die Hälfte der Suppe liegt auf dem Boden. „Hast du dich endlich bei deiner alten Stelle gemeldet?“, fragt seine Frau. „Oder hier: In der Zeitung suchen sie einen Oster Horst, der neben Santa Claus die Kinder bespaßen soll…“ „Nein, Frau!“, brummt der Kommissar. „Ich ziehe ab jetzt mein eigenes Ding durch. Eine Geschäftsidee habe ich auch schon. Ich kombiniere das Design von Ed Hardy mit Zigarettenschachteln. Der Slogan: Ed-Hardy-Fluppen – Smoking kills slowly, Baby! Damit schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum Einen spare ich mir dadurch die abschreckenden Bilder und Sprüche, zum Anderen ziehe ich noch mehr asoziale Kundschaft an.“ Seine Frau verschluckt sich an der Suppe.

Im Fernsehen läuft derweil das Ende von „Das Supertalent“. Es scheint das Finale zu sein, denn es stehen nur noch zwei Kandidaten auf der Bühne. Was der Kommissar nun von dem tuckigen Moderator im Blödmannskostüm zu hören bekommt, jagt ihm eine Zornesader auf die Stirn, die jeden Moment zu platzen droht. Deutschlands Talentelite besteht also nur noch aus einem Hund und einem Behinderten. Was für eine Spannung! Und tatsächlich, der Hund gewinnt. Zumindest glauben das die RTL-Zuschauer. Denn das minderjährige Herrchen wird den satten Gewinn einstreichen und in Nutten und Koks investieren. Die olle Töle wird bestenfalls ins Tierheim abgeschoben. Tja, und als könnte es schlimmer nicht kommen, erfährt der Kommissar kurz darauf, dass schon zum zweiten Mal ein Hund Supertalent wurde.

Der Kommissar greift kurzerhand zu seiner Kriminalistenmütze und verlässt das Haus. Es gibt viel zu tun in diesem Land!


Commissioner Riemenschneider is cowering in his cellar. In lotus seat, he is celebrating a requiem with his decorative gourds. His wife is stomping on the floor above him. That is her way of letting him know that the food is ready. Today it’s pumpkin soup with chopsticks.

Not only the ravages of time, but also the gruelling dreariness of the German province preys on the Commissioner’s mind. Also, he’s losing his temper at an increasing rate and to his own surprise, he’s discovering more and more Japanese habits on him. On the train, he’s looking at everyone with his crushing gaze, who dares to talk on the phone. In a restaurant, he was shouting at a customer at the opposite table: “Don’t you put sauce on the rice, you slag!” Only his tiredness prevented him from beating the shit out of the man.

Many times, the Commissioner is wistfully thinking back to the time in Japan, especially to the one delicate episode when he, after visiting an American all-you-can-eat restaurant, suddenly got terribly unwell. He missed puking in the fully packed train by the fraction of an inch. Man, how he cursed the Americans.

The Commissioner doesn’t like the taste of pumpkin soup. His ability to eat with chopsticks has also rapidly declined. Half of the soup is lying on the floor. “Did you finally get in touch with your old employment?”, his wife asks. “Or here: In the newspaper they are looking for a Easter Horst who is supposed to entertain the kids next to Santa Claus…” “No, wife!”, the Commissioner growls. “I will start my own business from now on. I even have a business idea already. I’ll combine the design of Ed Hardy with cigarette boxes. The slogan: Ed-Hardy-Fags – Smoking kills slowly, Baby! Doing so, I will not only get rid of the off-putting images and phrases, but also attract more asocial customers.” His wife is choking on the soup.

In the meantime, the end of “The Super Talent” (German equivalent of ‘America’s got Talent’) is on TV. It seems to be the final show as there are only two candidates left on stage. What the Commissioner is going to be said by the queer moderator in his stupid costume, is causing a vein of wrath to appear on his forehead, about to burst in an instance. What remained of Germany’s talent elite are therefore only a dog and a retard. How exciting! And no joke, the dog wins. At least that’s what the RTL (German TV channel) watchers believe. Because the teenage holder of the dog will grab the price money and invest it in hookers and cocaine. The old cur will be shifted off to the animal shelter at best. Well, and as if it couldn’t get any worse, the Commissioner gets to know shortly after that a dog wins this show for the second time.

The Commissioner quickly grabs his criminalist hat and leaves the house. There is a lot to do in this country.


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