Visit to the Zoo

Maytal Yarkoni: Visit to the Zoo

Visit to the Zoo

Already at times when no one could foresee the extraordinary success story of this blog, we were supported by a very special person, writer, illustrator: Maytal Yarkoni. Our future writings were in the state of a primeval soup consisting of beer, fruit schnapps and wine, when she created the header of this page. The happier we are to still have her at our side today, where the direction, in which our decadence-affected artistic life has developed, is clearly visible, and that we could win her for a guest entry.

S: I really wanted to stop by tonight.
R: Why didn’t you?
S: I was too lonely. I was afraid you wouldn’t be there to open the door.
R: You talk like a beaten wife sometimes. I don’t get you.
S: I wish I could be more like you, you step outside, the world is your playground. I went to the zoo yesterday and I saw the polar bear waddle around the stupid pond they set up for him and I just got so fucking depressed. I mean, the bear couldn’t even tell that the pond was artificial and the man standing next to me was just loving it, taking photos and slapping his kids’ backs screaming ‘Look at this big guy, look at him! Look at him go!’ And the kids weren’t even interested, they just kept saying ‘C’mon, let’s go see the panda!’
R: Pandas are exotic. You know, more Asian. I need a drink.
S: And the kids, I could just see their whole lives unravel as they walked towards the panda cage. The girl was on the cusp of womanhood, she was maybe 11 or something-
R: I hate the word cusp-
S: Who doesn’t? Anyway she really was on the cusp, and I could just picture how in two years time she would start resenting her father for his silliness and he would lose her respect forever. And then she would start having sex in cars with people she barely knows because that’s what you do when you lose interest in the zoo and after that she will lose interest in cars and sex.
R: I’m on my second drink, I hope you realize this.
S: I assumed. Sorry, I’m not in a very good mood today.
R: No shit. Anything positive you can share with me?
S: Well, after I passed by your house and decided not to knock, I ran into an old teacher of mine, from school, last time I saw her was maybe ten years ago. I thought it would probably be a really uncomfortable meeting if she did recognize me and I decided to play it safe and hid behind a tree like a jerk.
R: Just come over.


Schon zu Zeiten als noch nicht damit zu rechnen war, zu welch einer außerordentlichen Erfolgsgeschichte dieser Blog reifen sollte, hatten wir Unterstützung von einer ganz besonderen Person, Schriftstellerin, Illustratorin: Maytal Yarkoni. Unsere zukünftigen geistigen Ergüsse befanden sich in einer prähistorischen Ursuppe aus Bier, Obstler und Wein, als sie den Header für diese Seite kreierte. Umso glücklicher sind wir, dass sie auch noch heute zu uns steht, wo deutlich zu erkennen ist, in welche Richtung sich unser von Dekadenz geprägtes Künstlerleben entwickelt, und sie für einen Gastbeitrag gewinnen konnten.

S: Ich wollte heute Abend wirklich vorbeikommen.
R: Warum bist du es dann nicht?
S: Ich war zu einsam. Ich hatte Angst, du wärst nicht da, um die Tür zu öffnen.
R: Du redest manchmal wie eine verprügelte Ehefrau. Ich versteh’ dich nicht.
S: Ich wünsche mir, mehr wie du zu sein, die Welt ist dein Spielplatz. Ich bin gestern in den Zoo gegangen und sah den Eisbären um den blöden Teich trotten, den sie für ihn hergerichtet haben und wurde auf einmal so scheiß depressiv. Ich mein’, der Bär wusste nicht einmal, dass es ein künstlicher Teich war und der Mann neben mir war einfach nur begeistert, hat Fotos gemacht, seinen Kindern in die Rücken gestoßen und geschrien: „Guckt euch diesen großen Jungen an, guckt ihn euch an! Los, guckt ihn an!“ Und die Kinder waren nicht mal interessiert, haben nur andauernd gesagt: „Kommt, lasst uns den Panda anschauen gehen!“
R: Pandas sind exotisch. Asiatischer, weißt du. Ich brauch’ was zu Trinken.
S: Und die Kinder, ihr gesamtes Leben rollte sich vor mir auf, als sie in Richtung des Pandakäfigs gingen. Das Mädchen stand an der Schwelle, zur Frau zu werden, dabei war sie erst 11 oder so…
R: Ich hasse das Wort ‚Schwelle’…
S: Wer nicht? Jedenfalls stand sie wirklich an der Schwelle dazu und ich konnte mir gut vorstellen, wie sie in zwei Jahren anfangen würde, sich über ihren Vater wegen seiner Albernheit zu ärgern und ihren Respekt ihm gegenüber für immer verlieren würde. Und dann würde sie anfangen, Sex in Autos zu haben, mit Leuten, die sie kaum kennt, denn das macht man, wenn man das Interesse am Zoo verliert und danach wird sie das Interesse an Autos und Sex verlieren.
R: Ich trinke gerade mein Zweites, ich hoffe du kriegst das mit.
S: Das habe ich vermutet. Tut mir leid, bin heute nicht bei bester Laune.
R: Kein Scheiß. Gibt’s irgendwas Positives, das du mir mitteilen willst?
S: Naja, nachdem ich an deinem Haus vorbeikam und mich entschloss, nicht zu klopfen, begegnete ich meiner alten Lehrerin, das letzte Mal hatte ich sie vielleicht vor zehn Jahren gesehen. Ich dachte mir, es wäre wahrscheinlich ein sehr verkrampftes Wiedersehen und ich entschied mich, auf Nummer sicher zu gehen und versteckte mich hinter einem Baum wie ein Vollidiot.
R: Komm einfach vorbei.


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