Im Bums-Bus nach Bangkok

Im Bums-Bus nach Bangkok

Im Bums-Bus nach Bangkok

„Deine Spuren im Sand, die ich gestern noch fand, hat die Flut mitgenommen. Was gehört nun noch mir?“

Die Flut an der Westküste Thailands ist stark, denn sie verwischt selbst die tiefsten Fußabdrücke, verursacht durch schwerfällige Powerwalkerinnen gehobenen Alters, die, zu Recht erst im Antlitz des Mondscheins, all ihren Mut und Speck zusammennehmen und am Strand ihre Runden drehen. Khao Lak.

Tagsüber liegt Hein Blöd mit Kapitänsmütze bräsig im Liegestuhl und macht ein Gesicht, als würde er sich gerade langsam und genüsslich in den viel zu engen Badeslip kacken. Dabei pellen sich kubikmetergroße Hautfetzen von seinen schlaffen Oberschenkeln und scheinen darunter nichts als noch weißere Haut ans Tageslicht zu fördern. Manche Menschen sind wirklich nicht für die Südsee geschaffen.

Überall werden Flaggen gehisst: Freistaat Bayern – Spiegeleier – Schmidt & Meier – Es kotzt der Reiher. Gleichgeschicksalte, die im Restaurant über das Essen philosophieren – es sei ja so scharf hier – wo sie sich in Deutschland noch über den roten Kopf des anderen lustig gemacht hätten. Und dann entdecken die Leute ihr angestautes Mitgefühl an streunenden Hunden – sie seien ja so niedlich – und schieben sich abends nicht minder niedliche, zubereitet dennoch nahezu identisch aussehende Geschöpfe, mit Wohlgefallen in den Hals.

Menschen, die alles aufnehmen, sogar minutenlange Sonnenuntergänge, an Spannung nur durch Krötenwanderungen an deutschen Autobahnen zu überbieten. Und wer hätte das gedacht? Da ist sie tatsächlich wieder untergegangen. Ein Spektakel sondergleichen; und Tim, der sie dabei fotografiert.

Einst verliebte Pärchen realisieren abends an der Bar, wie wenig sie sich doch eigentlich zu sagen haben. Gut für den, der Kinder hat. Diese können das peinliche Schweigen noch ausreichend überspielen und die elterlichen Zerwürfnisse kaschieren.

„Come on brother, mash my shit up!“ Auch das noch! Der Schwund macht auch vor den Einheimischen nicht Halt und die Eintönigkeit färbt auf sie ab. Entlang der Hauptstraße wird alles feilgeboten, was sich nur irgendwie verkaufen lässt, sogar die eigene Seele auf Raten.

Mein Favorit aber ist: „Nein, ich habe das Buch nicht zu Ende gelesen, meine Batterie war alle.“

Aber was soll man auch erwarten? Der Deutsche lässt sich halt gern das Komplettprogramm aufschwatzen, scheut das Risiko. Man könnte ja durch individuelle Reisegestaltung Geld sparen und Überraschungen erleben. Und die armen Reisebüros erst. Kommt nicht in Frage, nachher profitiert die einheimische Bevölkerung noch von unserem Aufenthalt.

Eigentlich würde ich mich an dieser Stelle auf den Titel beziehen, aber um ehrlich zu sein will ich gar nicht wissen, was mich auf der 12-stündigen Fahrt erwartet.


“The flood took away the traces I found in the sand yesterday. What’s left for me now?”

The flood on Thailand’s West coast is strong as it wears away even the deepest footsteps caused by elderly sluggish power walkers, who justifiably no earlier than in the face of the moonlight, work up all their courage and flab and make their rounds along the beach. Khao Lak.

During the day, a beef-witted man with captain’s hat is lying in his sunbed making a face as if he was about to shit his way too tight swimming slip slowly and joyfully. At the same time, cubic meter-sized shreds of skin peel from his skinny thighs and seem to quarry nothing but even whiter skin. Some people are just not made for the South Seas.

German flags are flown everywhere. People sharing the same fate philosophise about the local food – it is so spicy here – whereas in Germany, they would have made fun about the other person’s read head. And then people discover their pent-up sympathy for straying dogs – they honestly are so cute – and in the evening they eat creatures not less cute, however almost identically looking when prepared.

People that record everything, even sunsets lasting several minutes, an excitement that can only be surpassed by toad crossings on German highways. And who would have thought that? She did go down again. An exceptional spectacle; and Tim who’s taking photos of them.

In the evening, once in love couples realise at the bar how little they’ve actually got to tell each other. Good for those who have children. These, at least, can sufficiently overplay the embarrassing silence and conceal the parental quarrels.

“Come on brother, mash my shit up!” Oh, please don’t! The decay stops at nothing, not even at the native’s and the monotony rubs off on them. Along the main road, anything suitable for selling is sold, even the own soul in instalments.

My favourite, however, is: “No, I haven’t read the book till the end, my battery went low.”

But what would you expect? Germans like to book the full programme in advance, avoid the risk. Because there could be the possibility to save money and to witness surprises when planning the journey individually. And the poor travel agencies. No way, eventually the natives could actually profit from our stay.

I would normally refer to the title at this stage, but to be honest, I actually don’t want to know what will happen to me on the 12-hour ride.


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