Ain't no Place like Home

Ain’t no Place like Home

Ain't no Place like Home

Manchmal habe ich das Gefühl, eine klare Aussage machen zu müssen, sodass auch alle verstehen können: Wir sind jetzt in Kioto.

Der preisbewusste Reisende achtet stets auf sein Budget. Sparfüchse, wie wir es sind, werden dabei ständig auf die Probe gestellt. Das hatte sich schon in Tokio bewährt. Wenn das Zimmer für eine Person schon zu klein ist, denken wir nicht lange nach und sagen: Wir nehmen es zu zweit!

Dass es in Kioto noch dreckiger und dementsprechend günstiger ginge, war aber auch von uns nicht abzusehen. Vorher noch ein kurzer Abstecher ins Goethe-Institut, wo ich offen zugab, dass ich darauf bestehe, in die hiesige Künstlerresidenz einziehen zu sollen, denn Eines war mir mittlerweile glasklar: Wir sind fühlende Künstler mit einem kontemporären Internetblog. Eine entsprechende Residenz wäre mehr als angemessen und ist längst überfällig.

Nun gut, die Wirklichkeit ist dann doch eine andere, aber nicht zwangsläufig weniger schön. Dieses Studentenwohnheim sieht schon von außen nicht gut aus. Der Campus steht im kompletten Gegensatz zum Rest von Japan. Gerümpel liegt quer über dem Rasen verteilt. Aus einem der Gebäude dringt klassische Musik. Das Haupthaus ein Moloch an jungen Studenten: angehende Musiker, Anwälte und Wissenschaftler.

Zwischen Vorlesungen und versifften Decken, liegen sie tagaus, tagein. Oder spielen Retro-Videospiele, Mahjong oder Poker. Die Lethargie ist im ganzen Haus zu spüren. Zukunftsängste paaren sich mit essentiellen Bedürfnissen. Dazu dieses Schlafwetter, billiger Alkohol und der Reiz des Glücksspiels. Für eine Woche Aufenthalt ist man als Außenstehender mit 200 Yen (ca. zwei Euro) dabei. Die Alteingesessenen kommen auf 2500 Yen im Monat! Unschlagbar. Überhaupt ist dieser Ort in vielerlei Hinsicht einzigartig. Kreative Energie auf engstem Raum zusammengepfercht, ein Hort von Philosophen und Lebenskünstlern. Der Nährboden vielversprechender Karrieren im japanischen Einheitsbrei.

Wie kann man das Gefühl des Reisens beschreiben? Es wird sicherlich oft von Unsicherheit begeleitet. Aber es sind genau diese unerwarteten Situationen und Umstände, die es so lohnenswert machen.


Sometimes I’ve got the feeling I need to make a clear statement, so everyone could understand: We are in Kyoto now.

The price-conscious traveller keeps his budget in mind at all times. Penny pinchers like us are constantly tested in that respect. This had already proven of value in Tokyo. When the room is actually too small for one person, we do not think long and say: We take it for two.

We couldn’t foresee, though, that in Kyoto it would be even dirtier and to that effect cheaper. Before that, a short side trip to the Goethe Institute where I frankly admitted that I insist on being invited to live in the residence for artists because one thing was crystal clear to me: We are feeling artists with a contemporary internet blog. A corresponding residence would be more than appropriate and is long overdue.

Well, reality is somewhat different, however not necessarily less nice. This dormitory doesn’t even make a good impression from the outside. The campus stands in complete contrast to the rest of Japan. Junk is lying across the lawn. Classical music is coming out of one of the buildings. The main building is a moloch of young students: budding musicians, lawyers and scientists.

Between lectures and filthy blankets, they lie day in, day out. Or play retro video games, mahjong or poker. You can feel the lethargy throughout the house. Anxiety about the future mixes up with essential needs. On top of that, sleeping weather, cheap alcohol and the attraction of gambling. For a week’s stay, outsiders pay 200 yen. Long-time residents pay 2,500 yen per month. Unbeatable. This place is peculiar in many ways. Creative energy crowded in tightest space, a shelter for philosophers and hedonists. The nurturing ground of promising careers in the Japanese pabulum.

How can one describe the feeling of travelling? It surely is often accompanied by insecurity. But it’s exactly these unexpected situations and conditions that make it so rewarding.


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