Serious Swashbuckler

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Manchmal scheint das Leben sehr geradlinig zu verlaufen, sehr zielgerichtet und vernünftig. Gerade in Tokio. Auch wenn ich abends durch dunkle oder helle U-Bahnstationen laufe und sich Geschäftsmänner mühselig an ihren Sitzen festklammern oder betrunken durch Züge kriechen. Ich stelle mir vor, wie sie morgens zitternd aufwachen und sich verfluchen. Mit schweren Köpfen am Arbeitsplatz sitzen und nach vier Überstunden am Abend erschöpft nach Hause gehen, oder in die nächste Bar. Doch auch das scheint nicht mehr als Gewohnheit. Oder Natürlichkeit. Oder Alltag.

Und dann plötzlich, nachdem man sich seit Wochen ergebnislos fragt, wo denn die Subkultur dieser Stadt ist, all die ziellos durch ihr Leben gehenden Menschen, nicht die Möchtegern-Punks oder Cosplay-Kinder oder Teilzeitrocker, sondern die, die etwas tun, weil sie es fühlen und es deshalb tun müssen – immer tun müssen – dann also findet man diesen Untergrund in einem winzigen, stinkenden Club neben einem unbekannten Bahnhof. Bands spielen. Zuschauer kommen und gehen und plötzlich ist alles vorbei und beginnt doch erst. Aus einem Bier werden zehn und der Gitarrist, der eben noch auf der Bühne stand, bestellt flaschenweise Wodka und Tequila und aus Unbekannten wird eine große trinkende Familie, die glücklich ist. Zeit verdickt sich, die Welt wird zu einem bizarren Ort. Ich sehe Menschen, die Gläser leeren und sie hinter sich schmeißen. Männer, die von Frauen mit ihren Handtaschen niedergeschlagen werden und Freunde, die versuchen, ihre Kumpels zu retten. Fremde reichen mir Shots und alles ist ein wunderschönes, surreales Gemälde.


Sometimes life seems to pass in a straight line, very focussed and reasonable. Especially in Tokyo. Also when I am walking along dark or bright metro stations at night and salarymen achingly latch onto their seats or crawl through trains drunk. I imagine how they wake up in the morning shivering and cursing themselves. Sitting at work with heavy heads and going home or to another bar exhausted after four hours of overtime work. But even that seems to be no more than a habit. Or nature. Or routine.

And then suddenly, after you’ve asked yourself inconclusively for weeks where the subculture of this city takes place, all those people wandering around their lives, not those wannabe punks or cosplay kids or part-time rockers, but those who do something because they feel it and have to do it consequently – always have to do it – so that’s when you find this underground in a tiny smelly club next to an unknown station. Bands play. Spectators come and go and suddenly everything’s over and about to start again. One beer becomes ten and the guitarist, who has just stood on stage, orders vodka and tequila bottle for bottle and strangers become a big, drinking and happy family. Time thickens, the world turns to a bizarre place. I see people who empty glasses and throw them behind their backs. Men that get beaten down by women with their handbags and friends trying to rescue their buddies. Strangers hand me shots and everything’s a beautiful surreal painting.


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